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Seit 25 Jahren leitet Professor Qi Yang aus Düsseldorf die zehntägige „Sommerakademie“ in der Akademie von Kloster Steinfeld. Das Kreativangebot in erster Linie in Malerei folgt dabei keinem strikten Unterrichtskatalog. Ziel ist vielmehr die „freie Malerei“.

An seinen ersten Besuch in Kloster Steinfeld kann sich der heute 70-jährige Qi Yang noch gut erinnern: „Ich war sofort von der Atmosphäre des Klosters und der Schönheit der Landschaft begeistert!“ So sieht er das selbst heute noch, 25 Jahre später, es sei eigentlich immer derselbe Effekt, so Qi Yang: „Spätestens wenn ich hinter Zülpich bin, spüre ich die besondere Stimmung der Eifel“, vielleicht auch die sanfte Schwermut, die über der Landschaft zu liegen scheint.

Die Eifel um Kloster Steinfeld ist die stimmungsvolle Kulisse für kleinere oder größere Spaziergänge am Ende eines der zehn Kurstage, die in diesem Jahr vom 11. bis zum 21. Juli stattfanden, wie immer während der Sommerferien in NRW.

Natureindrücke haben auch Petra Steppat aus Köln inspiriert. Die sich immer in Bewegung und Veränderung befindenden Wolkenformationen und das Farbenspiel des Lichts finden sich auf ihren beiden  großformatigen lasierten Acrybildern „Himmel 16“ und „Himmel 17“ wieder, die im Jubiläumsjahr der von Professor Yang geleiteten „Sommerakademie“ entstanden sind. Es sind zwei Feiern des überirdischen Licht-Wolkenspiels, wie es schon die Barockmaler liebten.

Professor Qi Yang lässt ihr bei der Umsetzung ihrer Idee auf die Leinwand alle Freiheit, die für die in diesem Jahr zwölf Teilnehmenden schon bei der Wahl der Arbeitsecke in einem der vier Atelierräume beginnt. „Die Räume hier in der Akademie sind einfach ideal“, schwärmt Professor Yang. Jeder und jede KünstlerIn wisse schließlich, wie schwer es gerade in den Städten sei, geeignete Arbeitsräume zu finden. Das Problem bestehe sogar in den Kunstakademien, so seine Erfahrung.

Er gibt zu Kursbeginn nur eine allgemeine thematische Vorgabe, wie eine grobe Navigation. „Freie Malerei“ – was alle möglichen Malwerkzeuge auf Leinwand, ob Öl, Acryl, Tusche, Kreide oder Stifte beinhalten kann, und egal in welchem Stil, ob informell, expressionistisch, ob gegenständlich, abstrakt, ob als Materialmix oder Collage. Gemaltes ist der eindeutige Schwerpunkt der „Sommerakademie“ seit einem Vierteljahrhundert.

Yang selbst ging in seinem künstlerischen Leben auch andere Wege. Seine Arbeiten zeigt er weltweit, ein Ausstellungsschwerpunkt ist Deutschland. Yang lebt und arbeitet in Düsseldorf. In diesem Jahr wurde er sogar zur Biennale in Venedig eingeladen. Im Palazzo Mora zeigt er seine Installation „Art’s only – Another Utopia“.

Zurück in Kloster Steinfeld und in den Atelierräumen der „Akademie“, wo auch Andrea Frederick aus Köln die nur „begleitende“ Art der Kursleitung von Professor Qi Yang zu schätzen weiß. Wie einige andere Teilnehmende an der diesjährigen „Sommerakademie“ hat sie schon Vorkenntnisse, sie hat Kunst am Pratt Institute in New York City studiert. Frederick weiß, was für sie einen guten Kreativkurs ausmacht: „Die Kurse werden von den Kursleitern oft zu sehr vorbestimmt, das vorgegebene Thema zu eng gefasst. Das ist hier einfach anders.“

Ähnlich wie ihr ergeht es auch Antje Walter aus Velbert, Heidrun Baumann aus Dollendorf und Marie-Noëlle Weber aus Eupen. Professor Qi Yang lässt sie gewähren, steht ihnen aber auch mit gutem Rat und Tipps zur Seite, wenn es gewünscht ist.

Sein Kursleiterprinzip folge dem berühmten Ansatz von Joseph Beuyß: „Jeder Mensch ist ein Künstler!“ Viel demokratischer geht Kunst eigentlich nicht. Für den aus dem chinesischen Wuhu stammenden Qi Yang ist das mit Blick auf die staatlich gelenkte Demokratur in seinem Heimatland ein Bekenntnis.

„Es gibt weltweit meiner Erfahrung nach nur in Deutschland einen so freien Begriff von Kunst, so wird er auch an den Kunsthochschulen unterrichtet“, ist er überzeugt. Diese Erfahrung gibt er seit 25 Jahren an seine Kreativen in der „Sommerakademie“ weiter.

„Wir sind sehr froh, dass Professor Yang hier ist“, so Pater Lambertus Schildt SDS, Hausherr in Kloster Steinfeld. Das Konzept der zehntägigen „Sommerakademie“ habe sich schon lange bewährt: „Das ist eben ein Unterschied zu anderen Anbietern mit ihren Wochenendkursen“.

Und 25 Jahre lang ist die „Sommerakademie“ schließlich nie ausgefallen, auch in den beiden Coronajahren 2020 und 2021 fand sie statt, wenn auch mit geringerer Teilnehmerzahl. Aber das Hygienekonzept in der Akademie funktionierte. „Wir haben mit Kunst gegen die Pandemie angemalt“, grinst Professor Qi Yang, dem nach wie vor das Herz aufgeht, wenn er den ersten Eifelanstieg hinter Zülpich hinter sich hat. (sli)

Text und Bild : Stefan Lieser